Ein Essay von Paul Skorpen
Seit Daskalos’ Tod vor fünf Jahren haben mich viele Menschen aus aller Welt in Briefen und E-mails gefragt: Wie kann ich in Daskalos` Arbeit tiefer eintauchen? Gibt es einen Rat, den Daskalos für Suchende hat, um intensiver mit den Lehren zu arbeiten?

Esoterisches Christentum ist per definitionem ein einsamer Weg. Der Pfad bewahrt vor Selbstgefälligkeit und Trägheit. Dogmatismus, rigide Rituale und Organisationen sind daher überflüssig. Die Arbeit ist innere Arbeit, und wird daher in relativer Abgeschiedenheit durchgeführt, oder in einer kleinen Gruppe von Gleichgesinnten.

Wie viele von Euch wissen, lebte Daskalos ein unglaublich einfaches und bescheidenes Leben. Spirituelles ‘Hofhalten’ hatte keinerlei Verlockung für Daskalos. Er lehrte in der Stoa, die man am besten als Hinterhofschuppen beschreiben könnte. Dass Daskalos` äußeres Leben so wenig glamourös war, spricht von einem inneren Leben, das reich und vielfältig war.

Wie Daskalos sein Leben und seine Arbeit gestaltete, spricht für jeden Bände, der sich ernsthaft wünscht, ‘in die tiefen Wasser der Mystik zu tauchen’, wie Daskalos es nennen würde. Während der 70 Jahre, die Daskalos auf der Insel Zypern lehrte, reiste er von kleiner Studiengruppe zu Studiengruppe. Er erteilte Unterricht, heilte, schloß jeden Abend mit einem zypriotischen Kaffee und einer zwanglosen Unterhaltung, bevor er nach Hause fuhr. Es gab keine Mitgliedschaft; Kein roter Teppich wurde ausgerollt. Spirituelle Forschung war ein integrierter, natürlicher Teil des Alltags für Daskalos und seine Schüler.

Nachdem Markides` ‘Der Magus von Strovolos’ herauskam und Daskalos` Weisheit der Welt bekannt wurde, wuchs die Zahl dieser Studiengruppen aus Amerika und ganz Europa, bis es über 100 waren. Daskalos war über das breite Interesse an seinen Lehren sehr erfreut, aber gleichzeitig fürchtete er, dass seine Arbeit zu sehr formalisiert würde. Am 7. Juni 1994 hielt Daskalos seinen letzten öffentlichen Vortrag, da er an jenem Nachmittag einen ernsthaften Schlaganfall erlitt. Die Studiengruppen umfaßten mittlerweile Tausende von Suchern und dennoch sagte Daskalos an diesem Morgen (zu einer Versammlung von Zirkeln):
‘Ist es für euch notwendig, einem Zirkel anzugehören? Laßt es mich wiederholen, dass euer bester Freund das Neue Testament sein muß, aber nicht als Buch, das man einfach liest, sondern um es zu eurem eigenen Leben zu machen! Obwohl vieles in den †bersetzungen der Bibel ausgelassen und vieles entstellt worden ist, ist doch viel Wahrheit in ihr zu finden. Und macht das Heilige Buch zu eurem Weg im Leben.’
Das Verhältnis des Suchers zur Wahrheit…
‘Die Wahrheit’, legte Daskalos nachdrücklich dar, ‘gehört niemandem. Eher gehören wir der Wahrheit.’ Die Lehren, die Daskalos der Welt offen anbot, wurden ihm vom heiligen Johannes geschenkt. Der Apostel Johannes (Daskalos`Geistführer) hatte diese himmlischen Lehren direkt von Christus erhalten. In seinem in Kürze erscheinenden Buch über das Leben und die Lehren Christi enthüllt Daskalos, dass seine Arbeit und seine Lehren voll und ganz am Vorbild Christi ausgerichtet sind.

Die Lehre des Symbol des Lebens war vor mehr als 3400 Jahren in €gypten ein Geschenk der Erzengel an die Menschheit (dies wird in Daskalos`Buch über das Thema gut beschrieben), und über die Jahrhunderte hinweg haben große Mystiker ihre Beiträge dazu geleistet. Alle Sucher wurden von Daskalos ermutigt, mit dem Symbol zu arbeiten, um an spiritueller Klarheit und Stärke zu gewinnen. Ernsthafte Arbeit mit dem Symbol wird Türen zu den spirituellen Welten öffnen, und die ewig währende Hilfe – die auf unseren Ruf wartet – wird antworten.

Daskalos bildete eine Reihe von Schülern über die vielen Jahre des Lehrens hinweg aus, und es war seine große Hoffnung, dass sie die Tradition, ihrem eigenen Niveau entsprechend, fortsetzen würden. Besonders die Schüler der Inneren Kreise wurden ermutigt zu schreiben, zu lehren und zu heilen.

Ich glaube, dass Daskalos in seinem Leben lange gewartet hat, bevor er die Weltbühne betrat. Er war 75, als eine immer größere Anzahl von Menschen zu ihm kam. Seine Zurückgezogenheit schützte Daskalos so viele Jahre, um tief in der Stille zu arbeiten. Er war kein Förderer von Massenmystik. In seinen letzten Jahren konnte er wichtige Bücher schreiben und so sein Werk erhalten.

Nach seinem Tod ist das Interesse an seiner Arbeit nur gestiegen und wird aller Voraussicht nach weiter ansteigen. Daskalos würde jeden ermutigen, sich mit den Lehren zu beschäftigen und hiermit anzufangen, entweder allein oder in einer Gruppe von Freunden, gleichgültig, wo in der Welt er sich befinden möge.
Was war also Daskalos` Rat?
1990-91 sprach ich ausführlich mit Daskalos über seine Vision und darüber, wie Gruppen und Einzelne in der rechten Weise mit seinen Lehren arbeiten sollten. Daskalos hatte eine große Abneigung dagegen, irgendwelche Edikte herauszugeben oder irgendwelche Regeln aufzustellen. Er sprach davon, dass Studiengruppen sehr unabhängig voneinander und von Zypern sein würden. Die Tradition von dezentralisierter, nicht- hierarchischer Arbeit war ihm sehr wichtig.

‘Unser Weg’ sagte Daskalos, ‘ist offen und frei. Christus kam hierher, um uns unsere spirituelle Autorität wiederzugeben. Jeder mit einem reinen Herzen kann mit Christus, Johannes, mir und vielen, vielen anderen Großen in Kontakt treten’. Die Studiengruppen wurden angehalten, in der Stille zu arbeiten, geleitet von ihrer eigenen Inspiration. Brauchte ein Zirkel Material (Kassetten und schriftliche Unterlagen), stellte Daskalos es zur Verfügung. Er war da, um der Studiengruppe zu dienen, nicht, damit die Studiengruppe ihm diente. Allen war es erlaubt, seinen offenen Unterricht aufzuzeichnen und er erlaubte, dass Vorträge kopiert und an ernsthaft Suchende weitergegeben wurden. Viele, viele Menschen nahmen Daskalos` Vorträge auf, und sie alle haben seine Erlaubnis, das Material mit jenen zu teilen, die tiefes Interesse haben.
Auf die Frage, wie sich Studiengruppen bilden sollten, riet Daskalos…
Eine Studiengruppe, die von einem/einer Einzelnen geleitet wird (Bruder- oder Schwesterführer):

Ein Initiator einer Gruppe sollte in der Lehre gut verankert sein und sie selbst ein Jahr oder länger studiert und praktiziert haben, bevor er/sie eine Studiengruppe bildet. Er/sie kümmert sich um die Richtung und Entwicklung der Gruppe, bereitet Lektionen vor und leitet Meditationen an.
Eine kooperative Studiengruppe:

Eine Alternative besteht darin, eine Gruppe mit anderen zu bilden, zu der alle in gleicher Weise beitragen. Diese Gruppe arbeitet demokratisch. Das bedeutet, dass ein Mitglied der Gruppe in jeder Woche oder für jedes Treffen einen Vortrag über einen Aspekt der Lehren vorbereitet, wie etwa die Elementale oder ein Gleichnis Christi, und eine Meditation anleitet. Beim nächsten Treffen kann ein anderes Mitglied ein anderes Thema vorbereiten.’Das kann sehr kraftvoll sein’, sagte Daskalos, ‘weil jeder arbeiten muß!’ Es kann sein, dass eine Gruppe anfangs nur einem Vortrag auf Kassette zuhören oder einer Lesung (aus der Bibel und/oder aus der esoterischen christlichen Tradition) gemeinsam folgen und dann diskutieren will.
Wer sollte teilnehmen…
Daskalos glaubte fest daran, dass Leute aus ihrem eigenen Willen heraus zur Arbeit kommen sollten. Er war gegen jede Art von Rekrutierung. Es war seine persönliche Devise, nur dann einen Rat zu geben, wenn er gefragt wurde. Er glaubte, dass eine Studiengruppe still für sich arbeiten sollte, dann wäre sie gut geleitet. Zahlen wären nicht von solcher Wichtigkeit wie die Qualität und das Niveau der Forschung.
Wie oft sollte eine Studiengruppe sich treffen?
So oft, wie sie es wünscht. In Zypern trafen sich Daskalos` Innere Kreise einmal alle zwei Wochen. Andere Studiengruppen trafen sich jede Woche. Es hängt von den Bedürfnissen und der Zeit der Mitglieder der Studiengruppe ab. Es ist wichtig, ein Gleichgewicht zwischen Studium und Leben zu finden.
Daskalos über das Aufrechterhalten der Reinheit der Lehren…
Daskalos wollte diese Lehren beschützen und war sehr wachsam jedem Versuch gegenüber, sie mit anderen Werken zu vermischen. Da die Lehren von höchster Quelle kamen, fand Daskalos sie voll und höchst kraftvoll. Oft lehrte er: ‘Wir sind Schüler in der esoterischen christlichen Tradition. Wir glauben, dass viele, viele andere Lehrer und Lehren die Wahrheit gefunden haben. Die Gärten anderer Traditionen im Osten und Westen haben sehr schöne Blumen und ich ermutige Suchende, diese Gärten zu besuchen, und den Nektar dort zu kosten. Wir sind gegen Dogmatismus und Verbote!

Ich wünsche, dass Sucher und Studiengruppen innerhalb der esoterischen christlichen Wahrheit arbeiten (von der ich glaube, dass sie die lieblichsten Blumen hat und den süßesten Nektar) und dass alle anderen Lehren durch unsere Werte und unseren Glauben erforscht werden: Liebe und Vernunft. Mit anderen Worten, nachdem ihr andere Gärten besucht habt, kommt nach Hause in unseren. Erinnert euch daran, dass die spirituellen Lehren, diese feinen Früchte, Geduld, Hingabe und Ernsthaftigkeit benötigen – mit sich selbst und anderen – so dass wir diese Früchte kosten können. Um die Lehren von Christus völlig zu verstehen, braucht ein Mensch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte oder Lebenszeiten! Aber wir gehen auf einem sehr sicheren und reichhaltigen Pfad.’ Daskalos betonte die Bedeutung, folgende Fähigkeiten zu entwickeln…
VisualisierungInnenschauKonzentrationBeobachtungAnrufung der Erzengel um Führung und HeilungUntersuchung unbewußter Wünsche, die unseren Egoismus bilden, mit dem Ziel, unangenehme Elementale in lebensspendende Elementale zu verwande
ln Letzter Rat für eine Studiengruppe?
Als ich Daskalos fragte, ob er irgendwelche letzten Worte für Studiengruppen hätte, sagte er: ‘Ich empfehle jeder Gruppe, ein Gebet zu sprechen, bevor sie beginnt. Es ist gut, die Atmosphäre zu reinigen, bevor man mit spiritueller Arbeit anfängt. Christus sagte, wenn zwei oder drei in Seinem Namen versammelt sind, ist Er unter ihnen. Das ist ein großes Versprechen. Auch die Präsenz von Johannes (dem Evangelisten) segnet die Studiengruppen. Ich werde nicht mehr lang hier sein, aber auch, nachdem ich gegangen bin, werde ich bei jeder Studiengruppe und allen Einzelnen sein, die aufrichtig arbeiten, mit Vernunft und mit Liebe. Das ist ein Versprechen, das ich Euch allen gebe’.

© Paul Skorpen 2007